Frühlingsfest am Wochenende Beueler Gartenbaumeister gibt Tipps für den Garten

Interview | Beuel · Selbstversorgung, Nachhaltigkeit und Naturnähe beim Gärtnern – so heißen die Trends der Gartensaison 2023. Beim Frühlingsfest am Beueler Rheinufer gibt es dazu Anregungen von Fachleuten. Ein Beueler Garten-Experte hat dem GA vorab einige Tipps verraten.

 Der Beueler Gärtnermeister Marcus Kissener gibt Tipps für die Gartensaison 2023.

Der Beueler Gärtnermeister Marcus Kissener gibt Tipps für die Gartensaison 2023.

Foto: Benjamin Westhoff

Wenn an diesem Wochenende das Beueler Frühlingsfest wieder Tausende von Menschen ans Rheinufer lockt, dann hat das auch etwas mit der beginnenden Gartensaison zu tun. Zwischen China-Schiff und der Gaststätte Bahnhöfchen gibt es Tipps und Anregungen zu den Themen Gartengestaltung, Blumenauswahl und Deko. Für die Gewerbe-Gemeinschaft Beuel (GGB) organisiert Marcus Kissener als Baumschullist und Gärtnermeister das Frühlingsfest. Mit dem Beueler Unternehmer sprach Holger Willcke über die Trends der neuen Gartensaison.

Was bewegt Ihre Branche und Ihre Kundschaft in diesem Jahr?

Marcus Kissener: Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit dem Thema ‚Selbstversorgung aus dem Garten‘. Es geht auch vermehrt um das Thema Nachhaltigkeit durch das Einsparen von Abfällen und den Verzicht auf Torf und synthetische Dünger.

Welche Vorteile beschert ein Selbstversorgergarten?

Kissener: Man kann dadurch seine eigene Nahrung nach eigenen Prinzipien – also zum Beispiel ökologisch und unbehandelt – anbauen und ernten. Wer sein Obst und Gemüse selber erzeugt, weiß das Essen noch mehr zu schätzen. Gerade in Zeiten, in denen die Preise für Lebensmittel nach oben schießen und man auch noch Versorgungsengpässe erleben darf, bietet sogar ein Selbstversorgerbalkon etwas mehr Sicherheit.

Welches Obst und Gemüse eignet sich denn für den Selbstversorgergarten besonders?

Kissener: Paprika, Tomaten, Salat, Bohnen, Radieschen, Knoblauch, Zucchini, Kräuter und Kartoffeln eignen sich selbst für Anfänger in dieser Sparte. Beerensträucher und Obstgehölze benötigen allerdings dann doch eine größere Grundfläche.

Wie geht man denn am besten vor?

Kissener: Damit der Anbau von eigenem Obst und Gemüse Spaß macht und erfolgreich ist, sollte man sich vorher einen Anbauplan für seinen Garten machen. Dazu gehören Überlegungen, welche Kulturen man anbauen möchte und wie viel Fläche man jeweils bereitstellen will. Wer sich im ersten Jahr noch nicht so viel zutraut, sollte zum Beispiel mit der Aufzucht von Tomaten und Bohnen beginnen.

Und was muss man beachten, damit der eigene Garten naturnah ist?

Kissener: Man muss auf Torf und Mineraldünger verzichten. Alternative Materialien sind Kokosmark, Holzfasern und Kompost. Ich empfehle zudem den Einsatz von Bio-Erden. Sie sparen im Vergleich zu herkömmlichen Erden bis zu 60 Prozent CO² ein. Dazu passend gibt es Bio-Dünger, der für den biologischen Landbau zugelassen ist.

Wie bekämpft man Schädlinge im Garten?

Kissener: Auf jeden Fall auf den Einsatz von chemischen Mitteln im naturnahen Garten verzichten. Alternativ kann man biologische Helfer und Pflanzenhilfsstoffe sowie Stärkungsmittel einsetzen. Eine effektive und sinnvolle Alternative ist die biologische Schädlingsbekämpfung mit Nützlingen.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Kissener: Gegen Blattläuse werden zum Beispiel die Larven des Marienkäfers oder der Marienkäfer selbst eingesetzt. Gegen Trauermücken hilft der Einsatz von Nematoden (Fadenwürmer), die über das Gießwasser ausgebracht werden. Um nützliche Insekten in den Garten zu locken, empfiehlt es sich, ein Insektenhotel aufzustellen. Das bietet den kleinen Helfern Unterschlupf und Wohnraum.

Was muss berücksichtigt werden, damit man mit seinen gärtnerischen Aktivitäten nicht den Tieren ins Gehege kommt?

Kissener: Nicht nur im Sinne des Naturschutzes lohnt es sich, Gartentiere zu unterstützen. Wer eine Nützlingswiese im Garten anlegt, hilft Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten mit reichlichem Futter und wertvollem Lebensraum. Insektenfreundliche Saatmischungen eignen sich sogar für das Aussäen auf dem Balkon. Durch ein zusätzliches Angebot von Nistkästen und Wasserstellen können auch Gartenvögel angelockt werden.

Wie lagert man selbst geerntetes Obst und Gemüse am besten?

Kissener: Karotten benötigen zum Beispiel hohe Luftfeuchtigkeit, gleichzeitig faulen sie aber, wenn es in ihrer Umgebung zu feucht ist. Für ein optimales Lagerklima legt man Möhren am besten in eine geschlossene Plastikbox, mit einem Küchentuch als Unterlage. Beim Einlagern von Radieschen müssen vorher die Blätter entfernt werden. Doch auch das Grün muss nicht in den Müll wandern, sondern man kann es zu einem leckeren Pesto verarbeiten, wenn es noch jung und frisch ist.

Und wie kann das Leben für Menschen grüner werden, die weder Garten noch Balkon zur Verfügung haben?

Kissener: Ein Gartentrend für 2023 sind Indoor-Dschungel. Dafür werden viele Pflanzen in Zimmern verwendet, sodass ein Feeling entsteht, als würde man im Dschungel leben.

Und wie funktioniert das?

Kissener: Man kauft wahre Exoten wie Karnivoren, etwa die Venusfliegenfalle, Palmen und Bananenpflanzen. Jedoch muss man die besonderen Bedürfnisse dieser Pflanzen berücksichtigen. Als Standort eignet sich besonders das Badezimmer wegen der hohen Luftfeuchtigkeit. Zimmerpflanzen wie die Baumstrelitzie, die Goldfruchtpalme und der Schwertfarn Green Lady eignen sich ebenfalls hervorragend zum Gestalten eines Indoor-Dschungels. Für kleinere Räume bietet sich ein Pflanzen-Terrarium an.

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