Notizen aus B.
"Was man bei den belgischen Nachbarn lernen kann, ist unerschrockene Nachverdichtung."
25.04.2024
Liebe Leserin, lieber Leser,

es tropft in Bonn und in Brüssel, in der einen Stadt gibt es Lost Places, in der anderen Nachverdichtung, hier Beethoven, da Manneken Pis. Ein Brückenschlag zum Ende der Woche.
Notizen aus B. heute von der Dienstreise aus Brüssel, wo der Tag schon als gelungen gilt, wenn es nicht regnet. Um eine ähnlich dauerhafte Berieselung zu bekommen, muss man in Bonn schon ins Frankenbad gehen. Da füllen die Damenduschen gleich auch das Lehrschwimmbecken darunter. Aber mal ehrlich: Es gibt für das Städtische Gebäudemanagement  größere Probleme, als dass Wasser in ein Becken tropf. Zum Beispiel, dass Wasser in ein Stadtarchiv tropft. Immerhin ist im Frankenbad das Leck gefunden. Noch einen Lost Place im Schwimmbadbereich können wir nach Viktoriabad, Melbbad und Kurfürstenbad auch nicht brauchen.​
 
Mehr Mut zum Hochhaus​
 
Was man bei den belgischen Nachbarn lernen kann, ist unerschrockene Nachverdichtung. Da werden modernste Büro- und Wohnklötze hinter Gründerzeit-Straßenzügen hochgezogen und das Ganze erzeugt sogar eine halbwegs interessante Skyline. Also mehr Mut zum Hochhaus. Notfalls hängt man eine EU-Flagge davor, dann wirkt das Ganze schon irgendwie notwendig. In Bonn nehmen wir einfach die UN-Flagge.​
 
Ansonsten ist vieles vertraut, vom Regenbogen-Zebrastreifen über die zu engen Radwege und den Stau bis hin zu den „Wiesse Müüs“, die wichtige Leute zum EU-Gipfel eskortieren. Auf weißen Motorrädern sitzen hier allerdings „Appelsinefunken“, die im Grau in Grau mit ihren orangenen Jacken einfach besser auffallen. Über alle kreist ein Hubschrauber, der auch in Hangelar gestartet sein könnte. ​
"Noch einen Lost Place im Schwimmbadbereich können wir nach Viktoriabad, Melbbad und Kurfürstenbad auch nicht brauchen."
Wir Deutschen stechen dadurch hervor, dass wir uns vor allem für Verbrenner interessieren. Bestätigt durch den angekündigten „Mega-Streik“ am Montag, der den Bus-, Bahn- und Schiffsverkehr lahmlegt. Warum streikt nicht die Müllabfuhr? Ein besseres Signal, dass einem die Tarifverhandlungen stinken, gibt es doch nicht.  ​
 
Das gehört verboten​
 
Noch schnell ein Mitbringsel. Vielleicht das Manneken Pis als Kombination aus Korkenzieher und Flaschenöffner? Oder lieber das Atomium als Briefbeschwerer? Was da in den Brüsseler Souvenirläden steht, gehört eigentlich per EU-Richtlinie verboten. Aber vielleicht sind wir Bonner auch nur neidisch, weil wir jetzt zwar die DNA von Ludwig van Beethoven kennen, damit aber keine Weinflasche entkorken können. Nicht mal klonen lässt sich das Musikgenie und der Grund für die Taubheit ist auch nicht abzulesen. ​
 
Süßigkeiten verändern das Gehirn, haben wir diese Woche auch noch gelernt. Das glaubt man sofort angesichts der Exzesse, die – mit flüssiger Schokolade zusammengeklebt – auf belgischen Waffeln stattfinden. Dagegen ist die Luxusversion bei uns – Kirschen, Eis UND Sahne – frugal. Bananen, Erdbeeren, verschiedene Saucen, Streusel und Smarties, Marshmallows und Macarons werden auf die dicken belgischen Waffeln getürmt, in jedem zweiten Waffelshop tropft dazu ein Schokobrunnen, der das Lehrschwimmbecken im Frankenbad mühelos füllen würde.​
 
Wer eine Grundlage braucht, isst vorher belgische Pommes oder Moules Frittes. Auch Fett verändert das Gehirn. Bei manchen Leuten muss das nicht negativ sein. Wir sollten im Rheinland öfter fettige Pommes zu Muscheln essen, statt trockenes Schwarzbrot. Mal schauen, was passiert.​
 
Einen schönen Tag wünscht
Ihre Bettina Köhl
Bettina Köhl
Bettina Köhl
stellv. Leiterin der Lokalredaktion Bonn
 
Sie haben Fragen, Anregungen oder Feedback zu unserem Kolumnen-Newsletter? Dann schicken Sie uns doch eine E-Mail an bonn@ga.de
 
Sie sind noch kein Abonnent des "Notizen aus B."-Newsletters?
Jetzt anmelden
 
In eigener Sache
Geht doch!
Gute Nachrichten für Bonn und die Region
Überall Krise? Den Eindruck kann man bekommen. Doch: Es gibt auch gute Nachrichten. Der GA-Newsletter „Geht doch!“ gibt zukünftig immer samstags einen Überblick über die Meldungen der Woche, die gute Laune machen – oder zumindest beweisen, dass nicht alles schlecht ist.
 
Jetzt abonnieren
Bonn
Das Erzbistum schließt die Liebfrauenschule in Bonn
Die Liebfrauenschule in der Südstadt muss schließen. Hier ein ausführlicher Bericht über die Hintergründe der Schließung und die Reaktionen auf das Aus des katholischen Mädchengymnasiums. [GA+]
 
Zum Artikel
 
So bereitet sich Bonn auf den Frühling vor
Die Bonner Schiffer bringen das Deck für die neue Saison auf Vordermann. Café-Inhaber richten die Außenterassen her und arbeiten an ihrem Frühlingsangebot. So bereiten sich die Bonner auf den Frühling vor.
 
Zum Artikel
 
Karosseriefachbetrieb Dedich in Bonn ist der älteste seiner Art in NRW
In Bonn gibt es mit dem Karosseriefachbetrieb & Lackierung Dedich den ältesten Betrieb dieser Art in NRW. Anlässlich des 125-jährigen Bestehens schwelgt Heinz Dedich in Erinnerungen und berichtet vom aktuellen Betrieb. [GA+]
 
Zum Artikel
 
Wie sicher ist Pützchens Markt?
Nach der tödlichen Messerattacke in Münster haben sich Schausteller von Pützchens Markt mit NRW-Innenminister Herbert Reul getroffen, um über eine Optimierung der Sicherheit auf Volksfesten zu reden. Wie sicher ist es auf Pützchens Markt? [GA+]
 
Zum Artikel
 
Großer Warnstreik am Montag trifft auch Bonn und die Region
Stillstand auf der Schiene und an Flughäfen: Mit einem großen Warnstreik legen EVG und Verdi am kommenden Montag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahm. Die Auswirkungen auf Bonn und die Region sind groß.
 
Zum Artikel